Von Juan Gris, der im Alter von vierzig Jahren allzu früh verstarb und über den der Kunstkritiker und Verleger Christian Zervos schrieb: „ Juan Gris ist immer auf der Suche nach einer neuen Sprache, um damit Gedanken zu kleiden. „
Die beiden Porträts von Madame Henriette Reverdy, die wir die Ehre haben, Ihnen in unserer jetzigen Aktualisierung zu zeigen, zeugen von der Freundschaft und der Zusammenarbeit, die Juan Gris mit dem Dichter Pierre Reverdy verbanden. 1915 illustriert Juan Gris dessen Werk „ Poemes en prose „, dann 1916 „ Au soleil du plafond „ ( das eben genanntes Werk wurde erst 1955 von Tiriade herausgegeben ); im März 1917 veröffentlicht der Autor in seiner Zeitschrift „ Nord-Sud das Manifest „ Sur le cubisme „.
Seit 1916 widmete sich Juan Gris regelmäßig der Porträtmalerei ( Vor diesem Datum zählt Douglas Cooper weniger als zehn davon ). Er wohnte in einem Atelier im Bateau-Lavoir ( Montmartre) und begegnete vor allem Modigliani, der seine Zimmernachbarn zum Modell nahm und Juan Gris 1915 porträtierte ( Das Gemälde hängt heute im MOMA in New York ). Die Zeiten sind hart, die nicht an der Front kämpfenden Künstler sind mittellos. Freundschaft und Solidarität verbinden diese Künstler. Sie porträtieren sich gegenseitig. Der Krieg zwingt Daniel- Henry Kahnweiler, in der Schweiz zu bleiben, womit er nach Auflösung seines Vertrags mit Juan Gris dem Kunsthändler Leonce Rosenberg freie Hand lässt, mit dem Künstler zu verhandeln. Rosenberg will die kubistische Bewegung nach seiner Vorstellung fördern. Da Juan Gris sich in einer finanziell äusserst angespannten Lage befindet, schliesst er 1916 mit Rosenberg einen Vertrag ab, dessen Klauseln besonders hart sind. Für ihn wird dann die Zeichnung zum Forschungsfeld. Genau wie Picasso und Braque beginnt er, die Grenzen des Kubismus zu erahnen und scheut davon zurück, sich selbst zu kopieren. Picasso zeigt 1915 den Weg durch ein ganz im Stil von Ingres für die Zeitschrift „ Elan „ geschaffenes Porträt von Max Jacob.
Interessant ist es übrigens, die unterschiedliche Darstellung der beiden hier vorliegenden Porträts von Madame Reverdy hervorzuheben. Ungefähr drei Jahre liegen zwischen den beiden Versionen. Dabei stellt man eine unbestreitbare Rückkehr zum Klassizismus fest, die auch in dem 1915 von Juan Gris an Daniel-Henry Kahnweiler geschriebenen Brief bestätigt wird : „ Ist es vielleicht falsch, wenn ich versuche, in einer neuen Kunst die bildnerischen Qualitäten einer älteren Kunst wiederzufinden! Man soll so malen, wie man selbst ist. “ Dann später 1919 immer noch an Kahnweiler“ Ich hoffe, dass es mir gelingt, mit grosser Präzision eine vorgestellte Realität zum Ausdruck zu bringen, die ich mir mit reinen Elementen des Geistes ausgedacht habe. „ Diese beiden Zeichnungen sind das Spiegelbild seiner aus sittlicher Eleganz, Strenge und Klarheit bestehenden Persönlichkeit.
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